Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass der Februar eine Wundertüte ist, dann hat 2021 diesen geliefert. Und jetzt kommt’s: Der März steht dem in nichts nach! Ist der norhemisphärische Polarwirbel mal zerschossen, so kommt er – je näher der Frühling rückt – in der Regel nicht mehr in die Gänge. Westlagen sind so gut wie abgemeldet und der Austausch polarer und subtropischer Luftmassen über die gemässigte Zone hinweg sorgt für extreme Kontraste entweder in räumlicher oder zeitlicher Auflösung. Langer Rede, kurzer Sinn: Der März liegt in der Regel so, wie der Februar sich bettet. Machen wir uns also auf die eine oder andere Überraschung gefasst.

Frühlingsgefühle, wohin man schaut… Blässhühner am Neuenburgersee, Ende März 2012
Am aktuellen Zustand der blockierten Zirkulation im Bereich Nordatlantik-Europa dürfte sich so rasch nichts ändern, das bestätigt auch der Blick auf die übrigen Regionen der Nordhemisphäre, wo extrem warme und extrem kalte Zonen rund um den Globus nebeneinander liegen. Da bedarf es oft nur kleiner Anschübe, um die Verteilung der Luftmassen ein wenig zu verschieben, und schon gelangt man wieder auf die andere Seite des Extrems – wir haben es im Februar gleich mehrmals erlebt. Die Langfristmodelle machen es uns dieses Mal nicht allzu schwer. Zwar gibt es Ausreisserläufe, doch im Grossen und Ganzen liegen sie im Trend doch recht einheitlich.
Der dieser Prognose zugrunde liegende Modelllauf ist wie so oft eine strategische Wahl, der das Risiko, mit einem extremen Lauf daneben zu liegen, minimiert. Zwar zeigt die Druckverteilung zwei grosse Gegenspieler, allerdings nicht in extrem ausgeprägter Form, was einigen Interpretationsspielraum offen lässt. Bestimmend ist ein blockierendes Hoch, das den gesamten europäischen Kontinent umfasst, wobei das Zentrum über Mitteleuropa liegt. Dem gegenüber steht eine Tiefdruckanomalie im Raum Grönland-Nordatlantik. Somit sind Hochdrucklagen in Europa über weite Strecken des Monats zwar immer wieder wetterbestimmend, allerdings nicht so dominant, dass sich nicht auch zwischendurch andere Wetterlagen reinmogeln können. Wir denken da hauptsächlich an Nordwest- und Nordlagen, gelegentlich auch West bis Südwest. Ost und Süd sind zwar nicht völlig ausgeschlossen, dürften aber nur eine kurze Lebensdauer aufweisen.
Unter Hochdruckeinfluss ist mit viel Sonnenschein zu rechnen, wodurch auch aus nördlichen Gefilden eingeflossene Luft jeweils in wenigen Tagen auf mindestens Normalniveau erwärmt wird. Im Schnitt kommt dabei in weiten Teilen Europas ein milder März heraus, zwei Grad über dem Schnitt 1981-2010 dürften vielerorts erreicht werden. Am höchsten ist die Abweichung in Skandinavien, das sich nördlich des Hochs in der milden Westströmung befindet, eher normale bis leicht unterdurchschnittliche Temperaturen treten am Südrand des Hochs in der Ostströmung auf, etwa in Südosteuropa. Man sieht in der Temperaturkarte auch schön, wie am östlichen Rand des Hochs Polarluft über Westrussland nach Süden vorstösst.
Der häufige Hochdruckeinfluss sorgt auch für einen eher trockenen Monat auf dem europäischen Kontinent. Man muss aber schon genau hinschauen: Gerade in Westeuropa ist die Abweichung nicht extrem, stellenweise ist sogar mit einer Niederschlagssumme nahe dem langjährigen Mittel zu rechnen. Am ehesten ist das in den Staugebieten der Gebirge zu erwarten, wo sich die wenigen Niederschlagsereignisse am ehesten konzentrieren. Zu nass wird der März am skandinavischen Gebirge, wo die Westströmung zu liegen kommt. Die extreme Abweichung in Nordafrika gibt uns den Hinweis, dass mindestens einmal in diesem Monat ein abgetropftes Tief bis dorthin gelangt. Wenn es auch nur einen Tag lang regnet, wo das Klimamittel nahe bei Null liegt, sprengt die Abweichung gleich mal die Skala.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Der Vogelzug kommt vor allem von Südwesteuropa her gut in Gang, hier herrscht überwiegend trockenes Wetter bei günstiger Strömung aus eher südlichen Richtungen. Schwieriger wird es im Osten: Gerade der Flaschenhals Bosporus wartet häufiger mit kaltem Gegenwind auf. In Mitteleuropa muss man noch einmal – wahrscheinlich zwischen dem 5. und 12. März – mit einer winterlichen Witterungsphase rechnen. Die Modelle zeigen für die zweite Monatshälfte recht einhellig durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Temperaturen, sodass es dann mit dem Winter gelaufen sein dürfte. Interessant wird es bezüglich rastender Zugvögel an den Alpenrandseen, deren Wasserstände dank noch gemässigter Schneeschmelze und eher unterdurchschnittlicher Niederschläge im Verlauf des Monats wieder auf normales bis sogar unterdurchschnittliches Niveau absinken.

Prognostizierte Abweichung der Monatsmitteltemperatur gegenüber der Klimanorm 1981-2010

Prognostizierte Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1981-2010 (rot = trockener, blau = nasser als normal)
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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