Die zweite Februarhälfte hat bereits einiges an typischem Märzwetter vorweg genommen: launisch, wechselhaft, mal noch knapp winterlich, dazwischen bereits wonnig frühlingshaft. Die bis heute (28.02.) bestehende Westwetterlage ist mit zwei Wochen die längste des zu Ende gehenden Winters, ja sogar des gesamten letzten Halbjahres. Trotzdem muss man aufgrund der nordhemisphärischen Konstellation davon ausgehen, dass wir es nicht mit einer nachhaltigen, strammen Zonalisierung zu tun haben, sondern die Neigung zu gemischter Zirkulation der vergangenen Monate erhalten bleibt. Damit besteht auch weiterhin eine recht hohe Unsicherheit bezüglich längerfristiger Entwicklungen, einzig eine nachhaltige Einwinterung wie zuletzt im März 2013 geschehen kann man mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ausschliessen.

Alle sind bereit für Frühlingsgefühle – jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen (Säbelschnäbler im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, 14. März 2009)
Der Trend des Langfristmodells CFS geht recht einhellig von einem tiefdruckgeprägten März in weiten Teilen Europas aus. Einzig über das Zentrum der Tiefdruckanomalie herrscht etwas Uneinigkeit. Wir haben einen Lauf ausgesucht, der die stärkste negative Abweichung des Bodendrucks vom langjährigen Mittel über dem Ärmelkanal rechnet. Die Anomalie bedeckt ganz Mittel- und Südeuropa sowie den gesamten Nordatlantik ungefähr südlich des 60. Breitengrades. Nördlich davon soll der Druck im Mittel eine positive Abweichung aufweisen. Diese Konstellation lässt häufige Westlagen erwarten, allerdings nicht nur und vor allem auf relativ südlicher Lage. Die mangels starkem Azorenhoch nicht allzu stramme Westzirkulation lässt Austrogungen über West- und Mitteleuropa erwarten, wobei Mitteleuropa offenbar häufiger auf die Vorder- als auf die Rückseiten zu liegen kommen soll. Übersetzt: Nebst zyklonalen und südlichen Westlagen sind auch Süd-/Südwest und Nord-/Nordwestlagen zu erwarten, wobei die südlichen und somit milden Lagen etwas im Vorteil sein dürften. Einzig Ostlagen, die für die berüchtigten Märzwinter verantwortlich sind, kann man bei dieser Konstellation weitgehend ausschliessen oder sollten zumindest nicht lange Bestand haben.
Auf der Temperaturkarte ist nebst der inzwischen dauerhaft viel zu warmen Arktis ein deutlich zu mildes Osteuropa zu erkennen. Hier haben die milden Lagen der zweiten Februarhälfte den Schnee weitgehend weggeräumt, von dieser Seite ist also kaum noch mit namhaften Kaltlufteinbrüchen zu rechnen. Moderate Kälteanomalien werden in Westeuropa und im äussersten Norden Skandinaviens gerechnet. Für Mitteleuropa kommt dabei ein recht durchschnittlicher März heraus mit einem Trend zu leicht übernormalen Temperaturen. Wahrscheinlich werden diesbezüglich Regionen mit Föhneinfluss die Nase vorn haben.
Entsprechend dem Zentrum der Tiefdruckanomalie werden weite Teile Westeuropas wohl einen viel zu nassen März erleben. Die nassen Flecken südlich des Alpenbogens lassen auf Südstaulagen bei Föhn und auf ins Mittelmeer abtropfende Tiefdruckgebiete schliessen. Die höheren Lagen der Alpen dürfen also mit einem späten, markanten Neuschneezuwachs rechnen. Auffällig ist der trockene Gürtel im Nordatlantik, der durch die südliche Lage der Westzirkulation häufig unter Hochdruckeinfluss steht.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Der seit zwei Wochen in Gang gekommene Heimzug der Kurz- und Mittelstreckenzieher dürfte kaum in Gefahr sein, da Kälterückfälle in diesem Monat moderat und im jahreszeitlich üblichen Rahmen ausfallen. Allfällige Schneedecken in tieferen Lagen werden sich kaum lange halten können, sodass die Nahrungsverfügbarkeit der frühen Heimkehrer gesichert ist. Die zu erwartenden Südlagen bieten ideale Zugfenster für Heimkehrer aus dem Mittelmeerraum, hier kann es an einzelnen Tagen mit Föhn in den Alpen zu starken Zugbewegungen kommen, worauf oft unmittelbar mit der aus Westen aufziehenden Kaltfront ein Zugstau folgt. So wie sich die Aussichten derzeit präsentieren, sind Südostzieher in diesem März gegenüber den Südwestziehern etwas im Vorteil.

Prognostizierte Abweichung der Monatsmitteltemperatur gegenüber der Klimanorm 1981-2010

Prognostizierte Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1981-2010 (rot = nasser, blau = trockener als normal)
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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Christian am 8. März 2017 um 10:09 Uhr
Wenn man sich die weiteren Prognosen ansieht, ist eine Einwinterung im Flachland nicht mehr in sicht und die Chancen fallen von Tag zu Tag. Damit war deine Prognose bisher ziemlich gut.