Die Ausgangslage in diesem Herbst lässt für den beginnenden Winter viele Fragen offen. Für unsere Leserschaft mit ausreichenden meteorologischen Grundkenntnissen haben wir auf unserer Partnerseite fotometeo.ch eine ausführliche Analyse zu den Grundlagen der Winterprognose 2016/17 bereitgestellt. Doch auch wenn man den ersten Wintermonat für sich alleine betrachtet, lösen sich die Rätsel nicht einfach in Luft auf. Die Modelle schwanken wie bei gestörter Westzirkulation üblich stark von Lauf zu Lauf. Für uns war es am naheliegendsten, auf die relativ sichere Prognose für die ersten 10 Tage zu bauen und von einer starken Persistenz der Zirkulation auszugehen. Das ergibt für den Gesamtmonat ein recht eindeutiges Bild, auch wenn man davon ausgehen muss dass sich in der zweiten Monatshälfte allmählich neue Wetterlagen manifestieren dürften – mit völlig offenem Ausgang.
Die Bodendruckkarte des von uns ausgewählten Laufs zeigt eine deutlich positive Anomalie, die den ganzen europäischen Kontinent bedeckt. Der Schwerpunkt liegt mit einer Abweichung von 10 hPa gegenüber dem langjährigen Mittel über dem nördlichen Mitteleuropa. Negative Druckanomalien sind zwischen der Südspitze Grönlands und Island sowie von den Azoren bis nach Westafrika auszumachen. Dies deutet auf ein deutliches Übergewicht der Grosswetterlagen Hoch Britische Inseln bis Hoch Mitteleuropa hin, auch Ostlagen sind möglich. Der Betrag der Abweichung ist allerdings nicht so extrem, dass man von einer ganzmonatigen Dauerhochdrucklage ausgehen kann. Vermutlich stellt sich die Wetterlage in der zweiten Monatshälfte um, die Karte lässt allerdings keine Interpretation zu, in welche Richtung es gehen könnte. Sollte sich allerdings die Normalisierung des Polarwirbels wie in unserer Winterprognose zum Kernwinter hin tatsächlich einstellen, ist mit dem typischen Weihnachtstauwetter (milde Luftmassen vom Atlantik her) zu rechnen.
Häufiger Hochdruck im Winter bewirkt aufgrund der fehlenden Winde eine starke Inversionslage. In den höher gelegenen Gebieten ist es oft sonnig und mild, am Boden herrscht hingegen bei teils nebligen Verhältnissen Dauerfrost. Die Temperaturkarte zeigt dies mit einer leicht negativen Abweichung vom langjährigen Mittel im Flachland weiter Teile Mittel- und Südeuropas, während die Alpen als eine Insel mit positiver Abweichung von etwa 2 Grad aufscheinen. Die blockierende Wirkung des Hochs versperrt arktischen Luftmassen (die derzeit ohnehin viel zu warm sind) den Weg nach Europa. Entsprechend wird von einem deutlich zu warmen Dezember in Nordeuropa ausgegangen. Kaltluftausbrüche nehmen den Weg westlich von Grönland in Richtung Atlantik.
Diese Lage lässt in weiten Teilen Europas unterdurchschnittliche Niederschläge erwarten. Die Alpen südlich des Hauptkamms könnten sogar gänzlich trocken blieben, während auf der Nordseite ungefähr ein Fünftel des langjährigen Mittels gerechnet wird, dies entspricht je nach Region 10 bis 20 mm Niederschlag über den ganzen Monat verteilt. Für die Nordalpen und die südlichen Mittelgebirge bedeutet dies nach dem schneefressenden Föhn von Mitte November vermutlich Schneearmut bis nahe an Weihnachten. Bei einer (unsicheren) Umstellung auf Westlage zu den Feiertagen dürften zumindest die höheren Lagen einen Neuschneezuwachs erwarten.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Die bodenkalte Lage lässt ein dauerhaftes Zufrieren seichter Gewässer erwarten, sodass diese von den Vögeln schon bald geräumt werden. Um grössere Seen oder gar Flüsse zufrieren zu lassen, ist die Kälte allerdings zu wenig streng. Dies gilt ebenso für die Küsten von Nord- und Ostsee. Mit Spannung wird der Einflug von Seidenschwänzen im nördlichen Mitteleuropa verfolgt. So lange die Hochdrucklage die nördlichen Gebiete begünstigt, besteht für die Vögel vorerst wenig Druck weiter nach Süden auszuweichen.
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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