Vorerst gibt es noch keine Anzeichen, dass das Muster dieses Hochsommers mit fast permanentem Hochdruckwetter, verbunden mit längeren Hitzewellen im südlichen Mitteleuropa und kurzen, aber markanten Hitzeperioden im Norden, gebrochen werden soll. Weiterhin wird der Schwerpunkt des Hochdrucks westlich von uns gerechnet, es gibt aber eine Tendenz zur Nordverlagerung. Das wäre nur folgerichtig, erreicht doch der Hochdruckgürtel und somit auch die Frontalzone die nördlichste Position zum Ende des Hochsommers. Somit setzt sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch die mancherorts extreme Trockenheit fort.

Rastende Watvögel wie dieser Bruchwasserläufer haben es in diesem Jahr schwer, sind doch viele seichte Gewässer ausgetrocknet
Allzu viele Varianten tischt uns das Langfristmodell CFS in diesem Monat nicht auf: Der Schwerpunkt des Hochdrucks befindet sich immer westlich oder nördlich von Mitteleuropa, manchmal auch direkt darüber. Dies lässt dennoch eine gewisse Unsicherheit zu, sind doch Luftmassen aus Nordwest über Nord bis Ost möglich und damit auch eine nicht unerhebliche Spannbereite ihrer Temperatur. Nur eines ist ziemlich sicher: Viel Feuchtigkeit können diese nicht im Gepäck haben.
Der von uns bevorzugte Lauf ist innerhalb der Auswahl der letzten drei Tage eine ziemlich extreme Variante und damit ist auch ein gewisses Risiko verbunden. Diese Rechnung wird allerdings zwei Mal in Folge mit den neuesten Läufen präsentiert und ist sowohl nach dem Erhaltungsneigungsgesetz wie auch in der Kausalkette einer längeren negativen La Niña-Phase zu erwarten. Demnach soll sich eine starke positive Geopotenzial-Anomalie mit Kern westlich von Irland von der Südspitze Grönlands bis nach Mitteleuropa erstrecken. Je eine ausgeprägte negative Anomalie liegt über den Azoren sowie über dem Nordmeer mit einem Ableger über Osteuropa. Bei dieser Konstellation ist bei uns eine Dominanz von Nordwestlagen zu erwarten, zwischenzeitlich sind auch Hochdrucklagen über Mitteleuropa (wahrscheinlich am ehesten in der Form der Hochdruckbrücke) sowie Nord- bis Ostlagen möglich. Kaum Chancen haben West- bis Südlagen – es sei denn, der Tiefdruck über den Azoren rückt zeitweise etwas näher an Westeuropa heran, wirklich stark sind diese Anzeichen allerdings nicht.
Überdurchschnittlich warme Luftmassen lagern logischerweise unter dem starken Hochdruckeinfluss über Westeuropa, während mit der Nordwestströmung eher kühle Luftmassen über Nord- nach Osteuropa geführt werden. In Mitteleuropa liegt die Grenze zwischen warm im Südwesten und kühl im Nordosten, allerdings darf man davon ausgehen, dass durch die überdurchschnittliche Sonneneinstrahlung diese Luftmassen am Boden stark erwärmt werden und somit in Mitteleuropa – ausser vielleicht ganz im Norden – ein Plus gegenüber dem Mittel 1991-2020 resultiert, im südlichen Mitteleuropa durchaus wieder um 2 Grad über der Norm.
Weite Teile Mitteleuropas müssen auch in diesem Monat mit einem markanten Defizit an Niederschlägen rechnen, vor allem nordföhnbedingt auf der Alpensüdseite, inneralpin sowie im Lee östlich der Alpen bis in die Ungarische Tiefebene. Auch in Westeuropa setzt sich die Trockenheit fort: Vor allem von der Biskaya bis zur Nordsee werden fast keine Niederschläge gerechnet, ebenso in Irland und England. Überdurchschnittlich nass wird es demnach nur in Nordeuropa und punktuell durch Gewitter im Mittelmeerraum. Gerade dort ist die Unsicherheit allerdings am grössten, kann es sich dabei doch nur um örtlich und zeitlich eng eingegrenzte Niederschläge handeln, die keineswegs die flächige Trockenheit zu beenden vermögen.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Auf dem Höhepunkt des Herbstzugs der Watvögel treffen diese in Mitteleuropa meist völlig ausgetrocknete Rastgewässer an, sie werden sich daher auf die wenigen noch verbleibenden Pfützen konzentrieren. Das mag für Beobachter spannend sein, ist aber ein Stress für die Vögel, weil das Nahrungsangebot entsprechend klein ist. Man kann nur hoffen, dass die Energiereserven trotzdem reichen, damit sie ihre Überwinterungsgebiete am Mittelmeer und in Nordafrika erreichen. Zunehmend problematisch wird die Nahrungslage auch für manche Waldvögel, einerseits durch die Waldbrandgefahr und andererseits weil sich mancherorts die Insekten nur schlecht entwickeln können. Freuen können sich hingegen die Spechte, feiern doch Borkenkäfer nach dem letzten nass-kühlen Jahr bei solcher Trockenheit fröhliche Urständ.

Prognostizierte Abweichung der Monatsmitteltemperatur in ca. 1500 m Höhe gegenüber der Klimanorm 1991-2020

Prognostizierte Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1991-2020
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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Michael am 8. August 2022 um 10:39 Uhr
Kommt jetzt doch eine Umstellung mitte Monat?