In der letzten Monatsprognose haben wir davon berichtet, dass sich Anfang Juli gerne eine zonale Zirkulation mit Westlagen und ihren benachbarten Verwandtschaften einstellt, die sich recht zuverlässig über weite Strecken des Hochsommers hält. Abgesehen von der extremen, wenn auch relativ kurzen Hitzewelle, hat sich diese Binsenwahrheit bisher bewahrheitet, und es gibt auch heute keinen Grund, an der Richtigkeit dieser modernen Siebenschläfer-Regel zu zweifeln. Im Gegenteil: Aktuell gehen die Modelle davon aus, dass sich das Muster im August sogar festigt.

Wat- und Schreitvögel wären vor allem im nördlichen Mitteleuropa mal froh um reichliche Niederschläge. Seidenreiher im Naturschutzzentrum La Sauge (Westschweiz) August 2013
Die letzten sieben Läufe des Langfristmodells CFS sehen für den August nur noch ein Muster: zonale Zirkulation. Die Details sehen zwar in jedem Lauf ein wenig anders aus: Mal ist der Tiefdruck über Skandinavien dominant, während jener auf dem Atlantik etwas schwächer wirkt, mal ist es umgekehrt, dann wiederum zieht sich die Tiefdruckzone recht einheitlich von West nach Ost durch. Aus Erfahrung gehen wir davon aus, dass der Tiefdruck eher etwas zu stark gerechnet wird, also haben wir uns für den aktuellsten Lauf entschieden, der den Hochdruckeinfluss von Süden her etwas stärker rechnet.
Über den ganzen Monat August gemittelt soll sich demnach eine Tiefdruckanomalie einstellen, die sich von West nach Ost vom Nordatlantik über die Britischen Inseln und Skandinavien hinweg erstreckt, wobei sich zwei Zentren des Tiefdrucks einerseits mitten im Nordatlantik westlich von Irland und andererseits über Nordwestrussland und dem Baltikum herauskristallisieren. Der Gegenpol bildet eine schwache Hochdruckanomalie von der Südspitze Grönlands bis nach Spitzbergen (für uns ohne Einfluss bis auf die Tatsache, dass sich der Tiefdruckgürtel dadurch nicht weiter nach Norden verschieben kann). Zudem ist eine schwache Hochdruckanomalie im westlichen Mittelmeerraum auszumachen. Der Alpenraum befindet sich demnach in einem für die Jahreszeit durchschnittlichen Geopotenzial. So glatt wie der zonale Druckverlauf gemittelt auch aussehen mag, so wird dennoch nicht den ganzen Monat eine Westlage dominieren. Vielmehr wechselt sie sich mit Phasen von Nordwest und Südwest ab. Zwischenzeitlich können Tröge über West- oder Mitteleuropa auftreten, oder auch wieder ein Hoch wie zuletzt bei der Hitzewelle um den 25. Juli. Insgesamt ist der Charakter dadurch aber recht wechselhaft mit kühlen und heissen Phasen, wie sich das für einen gewöhnlichen Sommer in Mitteleuropa gehört.
Diese Wechselhaftigkeit bewirkt bei der Temperatur einen Schnitt ungefähr im langjährigen Mittel. Die unten eingefügte Karte zeigt über Mitteleuropa einen leicht unterkühlten Monat wie bereits im Juli. Die Erfahrung, dass das Modell mit der Klimaerwärmung aber so seine Mühe hat und immer etwas zu kühl rechnet, lässt jedoch im nördlichen Mitteleuropa ungefähr eine glatte Null bis +0.5 Grad, im Süden eher +1.0 Grad oder sogar leicht darüber zum langjährigen Mittel erwarten. Recht heiss wird die Iberische Halbinsel gerechnet, hohe Abweichungen werden auch wieder in der Arktis erwartet, was dort dem aktuell schlechten Zustand des Eises weiter zusetzen und erneut einen Negativrekord der Eisfläche zur Folge haben wird.
In der Niederschlagskarte ist sehr deutlich die nasse Zone des Westwindgürtels von den Britischen Inseln über das nördliche Mitteleuropa bis ins Baltikum zu erkennen. In den letzten Monaten wurden die Niederschläge von den Modellen für diese Region permanent überschätzt, was sich inzwischen über weite Flächen in einer für die Natur verheerenden Trockenheit manifestiert. Bleibt also zu hoffen, dass die gerechneten Niederschläge im August diesmal auch eintreffen, auch wenn das die Urlauber an Nord- und Ostsee verständlicherweise gerne anders hätten… Für das südliche Mitteleuropa, das häufiger unter den Einfluss des Subtropenhochs zu liegen kommt, werden in der Fläche hingegen eher unterdurchschnittliche Regenmengen gerechnet. Gewitter können diese Bilanz aber lokal durchaus aufbessern.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Für die Brutsaison kommen die gerechneten Niederschläge im nördlichen Mitteleuropa zu spät. Dennoch ist dieser Regen jetzt dringend nötig, um die Rastgebiete für die aus Norden zurückkehrenden Zugvögel zumindest halbwegs in einen akzeptablen Zustand zu bringen. Auch für die Vegation, insbesondere die Wälder, die bereits letztes Jahr unter der extremen Trockenheit und Hitze gelitten haben, wäre ein zu nasser Monat ein Segen. Im Alpenvorland und in den Alpen ist die Situation zwar auch weiterhin angespannt, dank der zuletzt im Juli gefallenen Niederschläge aber weitaus weniger dramatisch, wenngleich es auch hier lokale Unterschiede gibt.

Prognostizierte Abweichung der Monatsmitteltemperatur gegenüber der Klimanorm 1981-2010

Prognostizierte Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1981-2010 (rot = trockener, blau = nasser als normal)
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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