Prognosen für den Februar sind immer mit Vorsicht zu geniessen, auch wenn der allgemeine Trend zu Beginn recht deutlich zu sein scheint. So ist etwa der Februar 1956 mit einer Mitteltemperatur von -9.2 Grad in Bern der kälteste jemals gemessene Monat der vergangenen 150 Jahre, obwohl der Winter damals sehr mild begann. Kein Monat im Jahresverlauf weist eine so extreme klimatologische Temperaturspanne auf wie der Februar. Oft treten aber auch nur kurze, aber sehr heftige Kälteeinbrüche auf, die in den Monatsmitteln untergehen, wie etwa im Februar 2012. Der langen Rede kurzer Sinn: Überraschungen sind im Februar jederzeit möglich, jedenfalls sind sie statistisch häufiger als in jedem anderen Monat.

Hält sich das Wetter an die Prognose, fühlen sich Gänse in diesem Monat auch an Binnengewässern wohl. Gemischter Bläss-, Grau- und Saatganstrupp im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, 10. Februar 2011
Nach den aktuellen Berechnungen des Langfristmodells CFS scheint auch der Februar in diesem Winter nichts neues mehr beginnen zu wollen. Der Atlantik bleibt sehr aktiv und sorgt mit permanenter Tiefdruckproduktion für eine gesunde, wenn nicht gar überdurchschnittlich lebhafte Westwindströmung in Richtung Europa. Die Bodendruckkarte zeigt über den gesamten Monat gemittelt eine starke negative Druckanomalie über den gesamten Nordatlantik bis weit in den europäischen Kontinent hinein, wobei der Schwerpunkt im Bereich von den Britischen Inseln bis Dänemark zu liegen kommen soll. Übernormaler Druck wird von den Azoren bis in den südlichen Mittelmeerraum sowie nördlich des Polarkreises gerechnet. Einige Karten zeigen auch Austrogungstendenzen über West- und Mitteleuropa, doch hauptsächlich dürften Westlagen die Witterung des Monats bestimmen. Dazu gehören sehr milde Vorderseiten (kurzzeitig Süd bis Südwest) ebenso wie gemässigte Kälteeinbrüche aus Nordwest bis Nord.
Diese Druckkonstellation verhindert weitgehend das Vordringen kontinentaler Polarluft bis nach Mitteleuropa, diese wird hauptsächlich nach Nordskandinavien gelenkt. Dies soll dann auch die einzige Region in Europa sein, die im Februar eine deutlich negative Temperaturabweichung aufweisen soll. Der ganze übrige Kontinent wird mild prognostiziert, wobei im Westen die Abweichung von der langjährigen Norm nur gering (etwa ein Grad) ausfallen soll. In Mitteleuropa wird der Februar 2016 etwa zwei bis drei, in Süd- und Osteuropa regional bis zu sechs Grad wärmer als im Klimamittel 1981-2010 erwartet.
Mit dem starken Tiefdruckeinfluss werden oft begleitet von Sturm sehr feuchte Luftmassen vom Atlantik nach Europa verfrachtet. Daraus resultiert ein verbreitet zu nasser Monat, insbesondere von Nordwest- bis Mitteleuropa, wo der prognostizierte Niederschlag die doppelte bis dreifache Menge eines durchschnittlichen Februars erreichen soll. In den Niederungen fällt nur selten Schnee und wenn doch, so bleibt er nie lange liegen. Für die Gebirgslagen verspricht diese Konstellation erhebliche Schneemengen, insbesondere in den West- und Südalpen.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Wie schon in den Monaten zuvor lohnt sich die Ausschau nach von Weststürmen verdrifteten Atlantikvögeln im Binnenland. Die häufig milden Südwest- und Westwinde werden gerne von frühen Rückkehrern genutzt, so sind einige Kraniche bereits jetzt wieder von ihrer kurzen Winterflucht nach Westeuropa zurückgekehrt – ein Trend, der sich im Februar weiter verstärken dürfte. Auch flache Binnengewässer tauen wieder auf und bieten Wasservögeln ein sicheres Refugium. Und wenn nicht doch noch die eingangs erwähnte Überraschung eintritt, so dürften in Feuchtgebieten des Alpenvorlands bald die ersten Revierflüge von Kiebitzen zu bestaunen sein.

Prognostizierte Abweichung der Monatsmitteltemperatur von der Klimanorm 1981-2010

Prognostizierte Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1981-2010 (rot = nasser, blau = trockener als normal)
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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