Der August ist in weiten Teilen Mitteleuropas im Schnitt der zweitwärmste Monat knapp hinter dem Juli. An Orten mit maritimem Einfluss und in Südeuropa übertrifft das Augustmittel trotz niedrigerem Sonnenstand sogar jenes vom Juli, was hauptsächlich auf die träge Reaktionszeit des Wassers auf die Erwärmung zurückzuführen ist. Die Meere erreichen ihre höchste Temperatur meist im August, oft sogar erst Anfang September. Der rasch sinkende Sonnenstand teilt den Monat in zwei Teiljahreszeiten: Gehört die erste Augusthälfte noch zum Hochsommer und weist nicht selten die höchsten Tagesmaxima des Jahres auf, wird die zweite Monatshälfte aufgrund der längeren und bereits kühleren Nächte dem Spätsommer zugeteilt. Dieser Umstand hilft uns in der Regel, den Ablauf des August einigermassen korrekt vorherzusagen. Ausnahmen sind allerdings nie völlig auszuschliessen, so wurden die höchsten Temperaturen des Sommers 2011 sogar nach dem 20. August gemessen.
Die Höhendruckkarte zeigt im Monatsmittel zwei markante Gegenspieler: Eine stark ausgeprägte positive Anomalie über weiten Teilen des europäischen Festlands mit Kern über dem zentralen bis östlichen Mitteleuropa einerseits und eine noch stärkere negative Anomalie über dem Nordatlantik mit Zentrum im Seegebiet zwischen Island und Irland und einem schwachen Ausläufer nach Skandinavien andererseits. Dieses Muster entspricht weitgehend jenem, das uns bereits über weite Teile des Monats Juli 2015 begleitet hat. Diese Konstellation lässt einen Wechsel von kühlen West- bis Nordwestlagen und sehr warmen Hochdruck- und Südwestlagen erwarten, wobei die warmen Phasen vor allem im südlichen Mitteleuopa überwiegen. Der Norden wird häufiger von den atlantischen Tiefs beeinflusst und kommt somit auch stärker in den Einflussbereich sehr kühler Meeresluft. Wie schon im Juli werden auch im August die übrigen Grosswettertypen (Nord, Ost und Süd) eine untergeordnete Rolle spielen, womöglich erneut sogar gänzlich ausbleiben.
Mit entsprechender Verteilung ist auch bei den Temperaturen zu rechnen: Der für die Jahreszeit deutlich zu kühle Nordatlantik strahlt über die Britischen Inseln bis zur Nord- und Ostsee aus, wo der August leicht bis mässig unterkühlt verlaufen wird (Abweichung 1 bis 2 Grad unter der Norm von 1981-2010). Extrem warm ist das Wasser hingegen im Mittelmeer sowie im Atlantik zwischen den Azoren und den Kanaren. Diese Abweichung der Wassertemperatur wirkt sich auf weite Teile Südeuropas aus und wird auch dem südlichen und östlichen Mitteleuropa eine positive Temperaturabweichung von bis zu 3 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel bescheren.
Der dominierende Hochdruckeinfluss lässt das südliche Mitteleuropa und das östliche Zentraleuropa weiterhin unter der starken Trockenheit leiden. Etwa normale Niederschlagsmengen dürfen in den Alpen erwartet werden, wobei Gewitter für starke lokale Unterschiede sorgen können. Wie schon im Juli wird der Westwindgürtel von den Britischen Inseln bis nach Skandinavien für überdurchschnittliche Niederschläge besorgt sein.
Im Ablauf für Mitteleuropa scheint eine neue Hitzewelle im ersten Augustdrittel gesichert zu sein, wenn auch die Details und insbesondere die Ausdehnung nach Norden und Westen noch etwas wackeln. Die prognostizierten Temperaturabweichungen lassen nicht darauf schliessen, dass sich die Hitze den ganzen Monat hält. Wahrscheinlich wird die zweite Monatshälfte wie schon im Juli phasenweise unterkühlt verlaufen und das Monatsmittel deutlich drücken. Nicht auszuschliessen ist, dass sich die grossräumige Lage zum Ende des Monats grundlegend ändert, wie das in der Mehrzahl der Jahre im Spätsommer der Fall ist. Bedenklich sind dabei die extrem hohen Wassertemperaturen (stellenweise über 30 Grad) im zentralen Mittelmeerraum. Sollten Kaltluftausbrüche aus Nordwest den direkten Weg ins westliche oder zentrale Mittelmeer finden, ist hier mit heftigen Tiefentwicklungen zu rechnen, was Unwetter auch bis in den Alpenraum und nach Osteuropa (Vb-Tiefs) zur Folge haben könnte. Wenn nicht bereits in der zweiten Augusthälfte, so wird dieses Szenario mit ziemlicher Sicherheit irgendwann im Verlauf des Herbstes ein ernst zu nehmendes Thema.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Der unterkühlte Norden wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen verfrühten Herbstzug in Gang setzen. Da die Trockenheit in weiten Teilen Mitteleuropas anhält, sind viele Rastplätze ausgetrocknet und vor allem Limikolen sammeln sich konzentriert an den verbleibenden nassen Stellen, was die Beobachtung erleichtert. Mit Irrgästen aus dem Osten ist vorerst nicht in grösserer Zahl zu rechnen, da sich bis auf Weiteres keine lang anhaltende Ostwindlage abzeichnet.
Die experimentelle Monatsprognose nimmt Trends über die zu erwartende Entwicklung der Grosswetterlage in Europa auf und soll mögliche Auswirkungen der Witterung auf Vogelzug, Bruterfolg und Nahrungsverfügbarkeit der Vögel in den verschiedenen Regionen aufzeigen. Die Einschätzungen über Abweichung von Temperatur und Niederschlag sind jeweils über den Gesamtmonat gemittelt und können somit auch sich ausgleichende Extreme enthalten. Eine genaue Prognose über den detaillierten Witterungsverlauf ist in der Regel nicht möglich. Erfahrungsgemäss stimmt der Trend für die erste Monatshälfte recht gut, während in der zweiten Monatshälfte die Wahrscheinlichkeit von markanteren Abweichungen gegenüber der Prognose zunimmt.
Eine Verifikation der Langfristprognose für den vergangenen Monat mit einem Rückblick der Witterung in Europa finden Interessierte jeweils ab dem 4. des Folgemonats im Blog der Partnerseite fotometeo.ch.
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