Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Ein gigantisches Tiefdrucksystem beherrscht ganz Europa. Es wird von einem riesigen Trog genährt, der sich von Skandinavien bis nach Nordafrika erstreckt, sein Drehzentrum befindet sich bei Dänemark und ist über Tage hinweg nahezu stationär (GWL Trog Mitteleuropa = TRM). Ein derart mächtiges System besitzt eine hohe Erhaltungsneigung und hat eine entsprechend hohe Lebensdauer. Die Luft dreht sich im Gegenuhrzeigersinn um den Tiefkern, sodass die Luftmasse, die sich aktuell über dem südlichen Mitteleuropa befindet, nach einer ungefähr einwöchigen Reise über das Baltikum, das Nordkap und Schottland erneut bei uns eintrifft. Durch die südliche Herkunft und nur kurzer Verweildauer im hohen Norden und letztendlich dem Weg über das Nordmeer kann die Luftmasse nur mässig auskühlen, jedoch viel Feuchtigkeit aufnehmen. Dennoch erwartet uns in der ersten Februarwoche die winterlichste Phase dieser Saison. Extreme Fröste bleiben jedoch aus, da keine sibirische oder arktische Luftmasse mit einbezogen wird.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 30. Januar bis 1. Februar 2015:
Am Freitag erstreckt sich eine Kaltfront mit kräftigem Schneefall von der Ostsee bis zu den Alpen, zieht aber im Tagesverlauf rasch nach Osten weiter. Auf der Rückseite stellt sich veränderliches Schauerwetter mit nur kurzen sonnigen Abschnitten ein, wobei in den tiefsten Lagen auch Regen oder Schneeregen fällt. Dazu weht starker, in Böen sowie in erhöhten Lagen stürmischer Wind aus südlichen bis westlichen Richtungen. Die Temperaturen erreichen 0 bis 4 Grad mit den höchsten Werten an der Nordsee und am Rhein.
Am Samstag ziehen zwei Schneefronten von West nach Ost durch, eine am Morgen und eine am Abend. Dazwischen zeigt sich vor allem in der Nordhälfte Deutschlands auch mal die Sonne, während es an den Alpen sowie entlang der Mittelgebirge häufig bewölkt bleibt und der Schneefall auch nur kurz abklingt. Unterhalb von 200 m muss man auch mit Regen rechnen. Es bleibt windig mit stürmischen Böen vor allem in erhöhten Lagen. Die Temperatur bleibt gegenüber dem Vortag nahezu unverändert.
Der Sonntag bringt keine wesentliche Änderung. Kurze trockene Phasen mit Aufhellungen wechseln sich mit Schneefall bzw. Regen in den tiefsten Lagen ab. In Nordseenähe ist auch mit kräftigen Graupelschauern zu rechnen, vereinzelt sind Blitz und Donner mit dabei. Dazu weht weiterhin kräftiger West- bis Südwestwind, auf den Bergen bleibt es stürmisch. Die Temperaturen liegen tagsüber im knappen Plusbereich, Dauerfrost gibt es ab etwa 500 m Höhe.
Tendenz für die Woche vom 2. bis 8. Februar:
Ab Montag stellt sich eine tiefwinterliche Phase mit Dauerfrost ein, einzig an der See gibt es tagsüber noch knappe Plusgrade. Aufgrund der unsicheren Abfolge der sich um das Drehzentrum bewegenden Randtiefs ist keine exakte Prognose von nassen und trockenen Phasen möglich, zumal diese auch regional stark variieren können. Am ehesten ist am Dienstag eine trockene Phase zu erwarten, sodass in Alpennähe sowie in den südlichen Mittelgebirgen in den teils klaren Nächten mit strengem (= zweistelligem) Frost zu rechnen ist. Zum Wochenende hin deuten einige Wettermodelle ein Abtropfen des Tiefs zum Mittelmeer hin an, wobei sich über dem nördlichen Mitteleuropa eine Hochdruckbrücke bilden könnte. Damit verbunden wäre ein allmählicher Übergang zu trockenerem Wetter mit Nebelneigung, die Alpen dürften hingegen vor allem auf der Südseite mit weiteren Schneefällen versorgt werden. Recht sicher ist hingegen, dass die Kälte bis zum Wochenende bleibt. Eine Prognose für den Gesamtmonat Februar ist ab Freitagabend hier verfügbar.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Oberhalb von etwa 200 m Seehöhe bildet sich in den nächsten Tagen über weiten Teilen West- und Mitteleuropas eine dauerhafte Schneedecke aus, darunter kann sie zwischenzeitlich zumindest teilweise wegtauen. Empfindlichere Vögel, die bisher eine Überwinterung bei uns versucht haben, dürften deshalb in den nächsten Tagen die Flucht ergreifen und mildere Gebiete aufsuchen. Einfach wird dieses Unterfangen nicht, da der Kaltluftausbruch bis ans Mittelmeer reicht. Relativ sichere Zufluchtsorte sind daher einzig grössere Binnengewässer oder dann gleich die Küsten. Kleinere und seichte Gewässer werden in den nächsten Tagen zufrieren, grosse Seen und fliessende Gewässer sind hingegen noch warm genug.
Ausgegeben am 29.01.2015 23:45 Uhr
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Nächste Aktualisierung: Freitag, 06.02.2015; Wetterlagenkalender etwa 3 Mal wöchentlich
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Die Windkarte zeigt die Windrichtung und die mittlere Windgeschwindigkeit in rund 1500 m Seehöhe. In den Alpen werden die Geschwindigkeiten allerdings in der Regel zu schwach dargestellt und die Windrichtung wird häufig durch regionale Berg-Talwind-Systeme bestimmt.
Eine ganze Fieder = 10 Knoten, halbe Fieder = 5 Knoten. Faustregel Umrechnung Knoten in km/h: Knoten mal 2 minus 10 %
Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de