Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Während in Mitteleuropa in den letzten Wochen extrem mildes Wetter herrschte, konnte sich in Nordskandinavien ein grösseres Kaltluftreservoir mit Temperaturen um minus 20 Grad ausbilden. Diese Luftmasse wird nun von einem Tief angezapft, das am Wochenende von den Britischen Inseln über Westeuropa hinweg in Richtung Mittelmeer zieht und auf seiner Rückseite eine stramme Nordströmung einleitet (GWL Nord zyklonal = NZ). Der damit verbundene Wettersturz ist markant: Die klimatisch maximal mögliche Temperaturspanne im Dezember wird innerhalb weniger Tage ausgereizt. Noch unsicher ist, wie lange die Kältewelle andauert. Bereits in den ersten Januartagen zeichnet sich eine allmähliche Milderung ab.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 26. bis 28. Dezember 2014:
Am Freitag gehen am östlichen Alpennordrand sowie über den östlichen Mittelgebirgen noch einige Schneeschauer nieder, die Flocken fallen bis in die tiefsten Lagen. In den übrigen Gebieten ist es weitgehend trocken mit sonnigen Abschnitten, stellenweise halten sich hochnebelartige Wolken aber auch zäh. Dazu weht mässiger, am Alpenostrand in Böen auch starker Nordwestwind. Die Tageshöchsttemperaturen liegen vom knapp positiven Bereich bis etwa 6 Grad am Rhein, nach Sonnenuntergang wird es aber vielerorts frostig.
Am Samstag überziehen aus Westen rasch dichte Wolken den Himmel, einzig in den östlichsten Regionen Deutschlands und Österreichs kann die Sonne durch die Schleierwolken durchdrücken. Von Westen her breitet sich im Tagesverlauf Schneefall langsam nach Osten aus. Nordöstlich einer Linie etwa vom Münsterland über Thüringen bis Wien bleibt es trocken. Im äussersten Südwesten, insbesondere am Rhein und in der Westschweiz steigt die Schneefallgrenze um die Mittagszeit vorübergehend auf 500 bis 700 Meter, um am Abend wieder in die Niederungen zu sinken. In den Westalpen und in den westlichen Mittelgebirgen ist bis Sonntagmorgen mit bis zu einem halben Meter Neuschnee zu rechnen, in den tieferen Lagen sind es je nach Höhenlage 5 bis 25 cm, nach Osten hin kontinuierlich weniger. Im Nordwesten Deutschlands sowie am Alpenostrand herrscht starker Südostwind, in der Schwarzwaldregion und im Jura Sturm aus Südwest mit kräftigen Böen auch bis in tiefe Lagen. In den übrigen Regionen weht der Wind mässig bis frisch aus östlichen bis südlichen Richtungen, in den Alpen ist um die Mittagszeit mit einem kurzen, aber stürmischen Föhnstoss zu rechnen. Die Temperaturen bleiben im Osten im knappen Frostbereich, Ausnahme sind die Gebiete mit föhnigen Effekten am Nordrand von Gebirgen. Im Westen liegen die Höchsttemperaturen bei 2 bis 5 Grad.
Am Sonntag lockern die Wolken von Norden her rasch auf, mit bissigem Nord- bis Nordostwind herrscht bis auf die küstennahen Gebiete Dauerfrost. Dichter bleiben die Wolken in den Alpen und im Alpenvorland, wo noch ganztags immer wieder etwas Schnee fällt. In den Alpen kommt stürmischer Nordwind auf, der auf der Alpensüdseite mit Sturmböen bis in die Niederungen durchgreift.
Tendenz für die Woche vom 29. Dezember bis 4. Januar:
Im Verlauf des Montags zieht eine weitere Schneefront von Nord nach Süd durch, einzig im Nordwesten Deutschlands geht der Niederschlag in den tiefsten Lagen in Regen über. Bei starkem Nordwind bleibt es meist frostig. Am Dienstag und Mittwoch wird der Tiefpunkt der Kältewelle erreicht: In der Südhälfte kommen die Temperaturen auch tagsüber kaum über minus 5 Grad hinaus, auch im Norden bleibt es bis auf die Küstenstreifen frostig. Nachts kann es bei klarem Himmel auf -10 bis -20 Grad runtergehen. Noch unklar ist, ob am Mittwoch ein neues Tief Schnee bringt, immer etwas Schneefall in geringen Mengen kann es an beiden Tagen in den Nordalpen geben. Der Nordwind lässt allmählich nach, im äussersten Norden kommt am Mittwoch mässiger Westwind auf und könnte der Startschuss für eine nachfolgende Milderung sein. Die Wettermodelle gehen ab Neujahr deutlich verschiedene Wege, eine verlässliche Prognose ist für die zweite Wochenhälfte daher zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich zu treffen. Von einer Fortsetzung der Kältewelle über ruhiges Hochdruckwetter mit Nebeltendenz bis zu einem erneuten Aufleben der Westströmung mit deutlicher Milderung ist alles möglich.

Wassertemperaturen vom 25.12.2014. Bei anhaltendem Dauerfrost können flache Gewässer zufrieren, das gilt auch für die Küstenstreifen am Bottnischen und Finnischen Meerbusen. Ansonsten bestehen angesichts der jahreszeitlich überdurchschnittlichen Wassertemperatur noch einige Reserven: An der westlichen Ostsee müsste die Kältewelle mehrere Wochen andauern, bis Vereisung eintritt.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Der markante Wettersturz dürfte nach der sehr milden Witterungsphase für die meisten Vögel völlig überraschend kommen, es wird daher spannend zu beobachten sein, wie die verschiedenen Arten darauf reagieren. Teil- und Kurzstreckenzieher, die einen Überwinterungsversuch bei uns unternommen haben, dürften Mitteleuropa fluchtartig verlassen. Zudem ist mit Zuwanderung aus den nördlichen und östlichen Regionen Europas zu rechnen. Noch zu erwähnen ist, dass der Kaltlufteinbruch sehr weit nach Süden vorstösst. Insbesondere im zentralen und östlichen Mittelmeerraum ist in den nächsten Tagen mit Unwettern und Schneefällen teils bis in die tiefsten Lagen zu rechnen.
Ausgegeben am 26.12.2014 11:15 Uhr
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Die Windkarte zeigt die Windrichtung und die mittlere Windgeschwindigkeit in rund 1500 m Seehöhe. In den Alpen werden die Geschwindigkeiten allerdings in der Regel zu schwach dargestellt und die Windrichtung wird häufig durch regionale Berg-Talwind-Systeme bestimmt.
Eine ganze Fieder = 10 Knoten, halbe Fieder = 5 Knoten. Faustregel Umrechnung Knoten in km/h: Knoten mal 2 minus 10 %

Legende der Wettersymbole in der Europakarte
Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de