Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Ein Keil des Azorenhochs hat sich über die Nordsee bis nach Südskandinavien ausgedehnt und hält die milde Atlantikluft noch für einige Tage von uns fern. Eingelagert in eine Tiefdruckrinne, die sich von Finnland bis ins zentrale Mittelmeer erstreckt, fliesst mässig kalte Luft aus Norden nach Mitteleuropa (GWL Trog Mitteleuropa = TRM). Dass selbst eine Nordlage keine knackige Kälte und in den tiefsten Lagen nicht mal Dauerfrost bringt, sagt sehr viel über den Charakter dieses Winters aus. Die Europa-Temperaturkarte weiter unten macht deutlich, dass hochwinterlich kalte Luftmassen östlich des Ural liegen und den Weg zu uns nicht schaffen. Im Lauf der nächsten Woche stellt sich eine West- bis Nordwestlage ein, womit wieder mildere, aber auch sehr feuchte Luftmassen den Weg zu uns finden. Für die Berglagen zeichnen sich enorme Neuschneemengen ab.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 23. bis 25. Januar 2015:
Am Freitag heben sich die Einflüsse einer schwachen Hochdruckbrücke am Boden und einer ebenso schwachen Tiefdruckrinne in der Höhe gegenseitig auf: Mitteleuropa befindet sich im wettermässigen Niemandsland. Verbreitet dominieren hochnebelartige Wolken, aus denen nur die Alpengipfel herausragen. Gelegentlich fällt daraus etwas Schneegriesel oder Nieselregen, der in höheren Lagen sowie in Kaltluftmulden gefrieren und Glätte verursachen kann. Sonnige Abschnitte sind eine Rarität und sollten entsprechend genossen werden. Schuld an dieser “Suppe” ist der schwache Wind, der meist aus nördlichen Richtungen weht. Die Temperaturen machen zwischen Tag und Nacht keine grossen Sprünge und liegen um den Gefrierpunkt herum, einzig am Alpenostrand werden mit etwas frischerem Wind bis zu 6 Grad erreicht.
Am Samstag greift eine schwache Okklusionsfront von Westen her auf Mitteleuropa über und bringt etwas Schnee, unterhalb von 300 bis 500 m auch Regen. Mit vorübergehend etwas auffrischendem Südwestwind weicht das Hochnebelgrau gewöhnlichem Wolkengrau, mit etwas Glück zeigt sich in den östlichen Regionen zwischenzeitlich kurz die Sonne. Die Tageshöchstwerte liegen meist nur knapp über dem Gefrierpunkt, 5 bis 7 Grad werden an der See sowie auf der Alpensüdseite erreicht.
Am Sonntag schneit es auf der Alpennordseite sowie an den Mittelgebirgen leicht bis mässig weiter. Weiter nach Norden setzt sich Zwischenhocheinfluss durch, der Niederschlag setzt aus und zeitweise zeigt sich die Sonne. Dazu weht mässiger, in Ostösterreich und auf der Alpensüdseite auch kräftiger Nord- bis Nordwestwind. Die Temperaturen ändern nur geringfügig, leichten Dauerfrost gibt es im nördlichen Alpenvorland und in erhöhten Lagen.
Tendenz für die Woche vom 26. Januar bis 1. Februar:
Der Montag zeigt sich unter Zwischenhocheinfluss zunächst vielerorts von der freundlichen Seite, wobei es nach einer teilweise klaren Nacht knackigen Frost gibt. Tagsüber steigen die Temperaturen vielerorts mit etwas Sonnenschein wieder in den leichten Plusbereich. Bald zieht aber im Westen Regen auf, Schnee fällt oberhalb von etwa 800 m. Etwa östlich einer Linie Hamburg-Zürich trifft der Niederschlag erst am späten Abend bzw. in der Nacht auf Dienstag ein und fällt bis in tiefe Lagen als Schnee. Im Lauf des Dienstags zieht die Front nach Osten ab, einzig an den Nordalpen bleibt sie hängen bringt noch länger anhaltenden Schneefall. Ab Mittwoch stellt sich sehr unbeständiges, häufig nasses und zunehmend milderes Wetter ein, wobei der Nordwestwind zeitweise stürmisch wird. Dabei kann die Schneefallgrenze auf 1000 bis 1500 m ansteigen, die Tage der Schneedecke in tieferen Lagen sind somit gezählt. Im Hochgebirge ist mit ergiebigem Dauerschneefall, massiven Schneeverwehungen und entsprechend ansteigender Lawinengefahr zu rechnen.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Dauerfrost ist in den Niederungen weiterhin kein Thema, sodass viele Vögel den Überwinterungsversuch bei uns fortsetzen. Spannend wird sein, ob die Millionen Bergfinken im Südschwarzwald ihren Schlafplatz beibehalten können, wenn sich am Wochenende vorübergehend eine Schneedecke bildet, die sich in den tiefsten Lagen am Rhein voraussichtlich bis zum Mittwoch hält. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass das Verbleiben des Schwarms in der Region vom allgemeinen Nahrungsangebot und von der Strecke abhängt, welche die Vögel tagtäglich zu ihren Futterquellen zurücklegen müssen. In der zweiten Wochenhälfte bringt der stürmische West- bis Nordwestwind wahrscheinlich wieder einige atlantische Überraschungen ins Binnenland.
Ausgegeben am 22.01.2015 23:15 Uhr
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Die Windkarte zeigt die Windrichtung und die mittlere Windgeschwindigkeit in rund 1500 m Seehöhe. In den Alpen werden die Geschwindigkeiten allerdings in der Regel zu schwach dargestellt und die Windrichtung wird häufig durch regionale Berg-Talwind-Systeme bestimmt.
Eine ganze Fieder = 10 Knoten, halbe Fieder = 5 Knoten. Faustregel Umrechnung Knoten in km/h: Knoten mal 2 minus 10 %

Legende der Wettersymbole in der Europakarte
Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de