Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Die Produktion atlantischer Sturmtiefs erreicht in diesen Tagen einen vorläufigen Höhepunkt und gestaltet das Wetter in Mitteleuropa sehr wechselhaft und stürmisch (GWL West zyklonal = WZ). In der neuen Woche kommen die südlichen Gebiete vorübergehend etwas zur Ruhe, zumindest was den Niederschlag angeht. Insgesamt bleibt es aber windig und nach Norden hin auch nass. Das Sturmpotenzial steigt dann am Donnerstag und Freitag wieder überall an. Dabei wechseln sich sehr milde und mässig kühle Luftmassen in rascher Folge ab, der „echte“ Winter hat sich weit nach Norden zurückgezogen.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 9. bis 11. Januar 2015:
Der Freitag beginnt vielerorts trocken oder mit nur schwachem Regen, sonnige Abschnitte sind jedoch rar. An der Nordsee tobt ein Sturm mit Böen bis 120 km/h an den Küsten und auf den Inseln. Dieses Sturmfeld verlagert sich am Mittag und Nachmittag unter leichter Abschwächung in den Osten Deutschlands und in weiterer Folge zu den Alpen. Dabei wird es im Tagesverlauf von Westen her zunehmend regnerischer. Die Schneefallgrenze steigt am Abend in den Alpen auf 1500 bis 2000 Meter, in den Westalpen lokal sogar noch etwas höher. In den Niederungen treten verbreitet Sturmböen auf, in erhöhten Lagen erreicht der Wind Orkanstärke. Die Temperaturen starten in der Früh nur in den Alpentälern im Frostbereich, tagsüber steigen sie auf 5 bis 8, im Westen gegen Abend schon über die 10-Grad-Marke, die während der Nacht vielerorts nicht mehr unterschritten wird.
Am Samstag zieht der kräftige Warmfrontregen der Nacht bald nach Osten ab und es wird vorübergehend mal trocken, im Alpenvorland kann sich auch die Sonne zeigen. Dabei weht stets kräftiger, in Böen stürmischer West- bis Südwestwind. Auf den Bergen hält der Wind in Orkanstärke an, insbesondere in den Ostalpen. Auch im Norden muss man erneut mit schweren Sturmböen rechnen. Die Temperaturen liegen verbreitet zwischen 10 und 15 Grad. In den Nordföhngebieten der Alpensüdseite sowie im Lee am Alpenostrand können lokal 20 Grad erreicht werden. Am Abend kühlt es von Nordwesten her mit einer Kaltfront markant ab, diese zieht in der Nacht mit kräftigem, oft schauerartig verstärktem Niederschlag in den Süden Deutschlands. Die Schneefallgrenze sinkt dabei rasch auf etwa 200 m ab.
Am Sonntag erreicht die Kaltfront in den Vormittagsstunden die Nordalpen und bringt bald Schnee bis in tiefe Lagen. Dabei schneit es am Alpennordrand kräftig und anhaltend bis in den Nachmittag hinein. Weiter nördlich lockert es zwischendurch auf, es gehen aber auch immer wieder Schnee- und Graupelschauer nieder, begleitet von stürmischen Böen aus West bis Nordwest. In den Alpen verstärkt sich der Nordwestwind in der zweiten Tageshälfte wieder, dabei stösst Nordföhn in Sturmböen bis in die Täler der Alpensüdseite vor. Die Tageshöchsttemperaturen liegen meist bei 1 bis 5 Grad, an der See und südlich der Alpen bei 6 bis 10 Grad.
Tendenz für die Woche vom 12. bis 18. Januar:
Von Montag bis Mittwoch herrscht in Alpennähe leichter Zwischenhocheinfluss mit recht sonnigem und auch wieder zunehmend milderem Wetter, auf den Bergen bleibt es windig bis stürmisch. Im Norden und in der Mitte Deutschlands bleibt es unbeständig mit zeitweiligem Regen und stürmisch auffrischendem Westwind. Am Donnerstag nähert sich aus Westen wahrscheinlich das nächste Sturmtief, in den Alpen kann es zu einem Föhnsturm kommen. Generell bleibt es in der zweiten Wochenhälfte wechselhaft mit erhöhtem Sturmpotenzial. Die Temperaturen bewegen sich während der ganzen Woche im jahreszeitlich überdurchschnittlichen Bereich, in klaren Nächten kommt es in Alpennähe in windgeschützten Tal- und Muldenlagen zu leichtem Frost.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Das kräftige Tauwetter wird all jene Vögel, die bisher die Überwinterung bei uns versucht haben, in ihrem Vorhaben bestärken. Da sich die Kälte auch aus weiten Teilen Nord- und Osteuropas zurückzieht, ist aus diesen Gebieten nur mit geringem Zuflug zu rechnen. Hingegen werden verdriftete Seevögel vom Atlantik her wieder ein Thema. Der permanente Weststurm sorgt an der Nordseeküste für eine Sturmflut, an den Ostseeküsten vorübergehend für markantes Niedrigwasser. Weiterhin hart ist es nach nur kurzer Wetterberuhigung für all jene Vögel, die im östlichen Mittelmeerraum und im Nahen Osten überwintern. Hier kommt es wiederholt zu Stürmen und Schneefällen teils bis auf Meereshöhe.
Ausgegeben am 08.01.2015 23:30 Uhr
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Nächste Aktualisierung: Freitag, 16.01.2015; Wetterlagenkalender etwa 3 Mal wöchentlich
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Die Windkarte zeigt die Windrichtung und die mittlere Windgeschwindigkeit in rund 1500 m Seehöhe. In den Alpen werden die Geschwindigkeiten allerdings in der Regel zu schwach dargestellt und die Windrichtung wird häufig durch regionale Berg-Talwind-Systeme bestimmt.
Eine ganze Fieder = 10 Knoten, halbe Fieder = 5 Knoten. Faustregel Umrechnung Knoten in km/h: Knoten mal 2 minus 10 %
Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de