Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Der Wintereinbruch von letzter Woche ist bereits wieder Geschichte. Erneut übernehmen atlantische Tiefdruckgebiete die Regie, wobei das Azorenhoch recht nahe an Westeuropa rückt und somit ein scharfer Druckgradient entsteht. Die Folge davon sind starke Winde aus West bis Nordwest mit scharfen Grenzen zwischen milder Luft im Südwesten und kalter Luft im Nordosten (GWL Nordwest zyklonal = NWZ). Zu Wochenbeginn wirkt ein Zwischenhoch, wobei die bodennahen Luftschichten vor allem in den schneebedeckten östlichen Regionen während der klaren Nächte stark auskühlen. In der zweiten Wochenhälfte lebt die milde Westwindströmung erneut auf und bringt ein markantes Tauwetter.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 2. bis 4. Januar 2015:
Am Freitag zieht eine Okklusionsfront von Nordwest nach Südost über Mitteleuropa hinweg. Dabei steigt die Schneefallgrenze vorübergehend auf 1000 bis 1600 Meter. Da der Regen in die noch stark unterkühlte bodennahe Luft bzw. auf gefrorenen Boden fällt, ist besonders im Süden Deutschlands und in den Alpenländern mit Glatteisregen zu rechnen. Am Abend und in der Nacht sinkt die Schneefallgrenze dann verbreitet wieder bis in tiefe Lagen. Im Nordwesten Deutschlands ist die Front bereits vorüber, hier darf man am Nachmittag noch einige Sonnenstrahlen geniessen. Allerdings weht dabei ein starker Westwind mit Sturmböen an den Küsten sowie in erhöhten Lagen. Die Temperaturen steigen im Norden auf 5 bis 8 Grad, im Süden meist nur knapp über den Gefrierpunkt.
Der Samstag beginnt verbreitet trocken mit sonnigen Abschnitten, in einigen Tälern und Becken auch mit Nebel. Im Lauf des Vormittags ziehen aus Westen rasch dichte Wolken auf und es setzt kräftiger Regen ein, wobei die Schneefallgrenze im Südwesten (Westalpen, Jura, Schwarzwald) auf über 1500 m steigt. Wahrscheinlich ganztags bei Schnee bleibt es in Thüringen, Sachsen, Oberfranken und entlang des Bayerischen Waldes bis in den äussersten Nordosten Österreichs. Dazu weht kräftiger Westwind, südlich der Mainlinie kommt es in der zweiten Tageshälfte zu Sturmböen bis in die Niederungen. Vor Exkursionen in höher gelegene Gebiete und in Wälder wird wegen Windwurf- und Schneebruchgefahr ausdrücklich abgeraten! Die Höchstwerte liegen verbreitet zwischen 2 und 6 Grad, am mildesten ist es im Norden und am Oberrhein.
Am Sonntag stauen sich die Wolken an den Nordalpen, wo es zunächst noch kräftig und wieder zunehmend bis in die Niederungen schneit. Auch an den Mittelgebirgen kommt es noch zu gelegentlichem Schneefall, sonst bleibt es bei wechselnden Wolken weitgehend trocken. Der Nordwestwind schwächt sich allmählich ab, erreicht aber am Alpenostrand sowie in den Nordföhngebieten südlich des Alpenhauptkamms in Böen weiterhin Sturmstärke. Die Temperaturen erreichen 0 bis 5, an den Küsten etwa 7 Grad.
Tendenz für die Woche vom 5. bis 11. Januar:
Am Montag schneit es noch in einem Streifen vom Erzgebirge bis nach Ostösterreich, ansonsten setzt sich mit Hochdruckeinfluss ruhiges und trockenes Wetter durch, das bis Donnerstagmittag anhält. In den Niederungen können sich Nebelfelder ausbreiten, sonst scheint häufig die Sonne. In den teils klaren Nächten tritt wieder deutlicher Frost auf, im Osten sind verbreitet zweistellige Minuswerte zu erwarten. Tagsüber steigt die Temperatur bei Sonnenschein oft etwas über den Gefrierpunkt und auf den Bergen wird es mild, im Nebel bleibt es bei Dauerfrost. Am Donnerstag kommt Westwind auf und setzt auch in den Niederungen eine allmähliche Milderung in Gang, dabei ist auch wieder mit Regen bis in mittlere Höhenlagen zu rechnen. Für das Wochenende besteht erhöhtes Sturmpotenzial.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
In den östlichen Regionen Mitteleuropas reicht das kurze Tauwetter noch nicht aus, um die Schneedecke auszuräumen und so wird es auch in den nächsten Tagen frostig bleiben. Empfindliche Arten haben diese Gebiete bereits verlassen, andere harren noch aus, so lange ein ausreichendes Futterangebot besteht. Oft werden nur etwas mildere Gebiete an grösseren Gewässern in der Nähe aufgesucht. In Nordosteuropa verschärft sich der Frost anfangs nächster Woche vorübergehend wieder, hier darf man gespannt sein ob es bald zu Invasionen in Richtung Westeuropa kommt.
Ausgegeben am 02.01.2015 11:45 Uhr
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Die Windkarte zeigt die Windrichtung und die mittlere Windgeschwindigkeit in rund 1500 m Seehöhe. In den Alpen werden die Geschwindigkeiten allerdings in der Regel zu schwach dargestellt und die Windrichtung wird häufig durch regionale Berg-Talwind-Systeme bestimmt.
Eine ganze Fieder = 10 Knoten, halbe Fieder = 5 Knoten. Faustregel Umrechnung Knoten in km/h: Knoten mal 2 minus 10 %
Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de