Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Die seit Tagen nahezu stationäre Luftmassengrenze mit sehr warmer Föhnluft im Süden und Osten und etwas kühlerer Atlantikluft im Nordwesten verbleibt auch in den nächsten Tagen eingebettet in eine Südwestströmung quer über Deutschland. Am Sonntag steilt die Strömung auf Süd auf und die wame Luft kann sich kurzzeitig bis in den Norden Deutschlands durchsetzen (GWL Trog Westeuropa = TRW). Die nächste Woche wird hinsichtlich einer Prognose eine echte Herausforderung, denn noch ist nicht klar, ob der Trog im Westen verbleibt und von erneuter Warmlufzufuhr aus Süden zugeschüttet wird, oder ob er nach Osten wandert und mit nördlicher Strömung für einige Tage deutlich kühlere Luft nach Mitteleuropa vordringen kann.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 10. bis 12. Oktober 2014:
Am Freitag liegt ein recht dichtes Wolkenband südwest-nordöstlicher Erstreckung quer über Deutschland. In einem Streifen vom Schweizer Jura über den Schwarzwald bis zum Erzgebirge fällt immer wieder etwas Regen, ergiebig ist er allerdings nur im Südwesten. Im Nordwesten wechseln sich Sonne und Wolken ab, wobei es an der Nordsee zu Schauern kommt. Freundlicher ist es an den Alpen mit Föhnunterstützung, ganz so stürmisch und extrem warm wie noch am Donnerstag (bis zu 28 Grad im Rheindelta) wird es allerdings nicht mehr. Vor allem entlang der Donau kann sich stellenweise Nebel bis weit in den Tag hinein halten. Der Wind weht meist aus südlichen Richtungen und schwächt sich allgemein ab, im Donauraum setzt sich schwacher Ostwind durch. Die Temperaturen erreichen von Nordwest nach Südost maximal 16 bis 24 Grad, in einigen Föhntälern kann es noch mal bis zu 26 Grad geben.
Der Samstag steht im Zeichen einer vorübegehenden Föhnschwäche, was der sterbenden Front den Durchzug nach Osten erlaubt. Somit wird es auch an den Alpen unbeständiger mit einigen Schauern, vereinzelt sind auch Gewitter möglich. Auch in der Mitte und im Osten Deutschlands wird es vorübergehend mal nass, allerdings nicht überall, denn die Front ist nicht mehr zusammenhängend. Trocken bleibt es im Nordwesten, hier scheint auch am häufigsten die Sonne. Der Wind dreht vorübergehend auf westliche Richtungen und frischt auch mal böig auf. Die Tageshöchstwerte liegen verbreitet knapp unter oder um 20 Grad, in Sachsen, Südostbayern Ostösterreich etwas darüber.
Am Sonntag nimmt der Föhn über den Alpen allmählich wieder Fahrt auf. Der Südwind drängt die kühlere Luft zurück, sie kann sich nur noch im äussersten Norden Deutschlands halten. Dabei ist es trotz einigen Wolkenfeldern häufig sonnig und es bleibt trocken. Einzig in einigen prädestinierten Tal- und Beckenlagen kann sich Nebel recht zäh halten. Hier kommen die Temperaturen kaum über 15 Grad hinaus, sonst steigen sie wieder vielerorts auf 20 Grad, in den Föhngebieten bis 26 Grad.
Tendenz für die Woche vom 13. bis 19. Oktober:
Am Montag bringt der Föhn dem Alpennordrand noch mal einen sehr sonnigen Tag mit Höchstwerten von 26 bis 28 Grad. Weiter nördlich wechseln sich Sonne und Wolken ab und es wird auch hier noch mal warm. Eine Kaltfront lauert allerdings bereits im äussersten Westen und Norden, wo es im Lauf des Vormittags zuzieht. Im Tagsverlauf kommt die Front allmählich mit Schauern und Gewittern mit örtlichem Unwetterpotenzial nach Osten voran. Diese Front zerfällt wahrscheinlich in der Nacht auf Dienstag bzw. am Dienstag selbst in den östlichen Regionen des deutschen Sprachraums und bringt wohl nur noch wenig Regen, während sich im Westen bereits wieder die Sonne durchsetzt. Es wird zwar etwas kühler, mit knapp 20 Grad ist es für die Jahreszeit aber immer noch recht warm. Die Entwicklung ab Mittwoch ist völlig offen. Wie die nachfolgende Grafik für München zeigt, streuen die Temperaturen in rund 1500 m Höhe in der zweiten Wochenhälfte in einem Bereich von bis zu 22 Grad, somit ist von spätsommerlicher bis frühwinterlicher Witterung alles möglich. Entscheidend ist, wie sich der Trog verhält, der bis anhin westlich von uns lag und die warme Südströmung verursacht hat. Bleibt alles beim alten bzw. wird er durch einen neuen Trog ersetzt, setzt sich die sehr milde Witterung fort. Schwenkt er allerdings nach Osten durch, kommen wir auf seiner Rückseite für einige Tage in eine nördliche Strömung zu liegen. Auch in diesem Fall liegt die Schwankungsbreite immer noch von jahreszeitgemäss durchschnittlichen Temperaturen bis zu nächtlicher Frostgefahr und Tageshöchstwerten im tiefen einstelligen Bereich. Die Kurven deuten aber auch eine recht hohe Wahrscheinlichkeit an, dass es zum Wochenende mit den Temperaturen wieder in den überdurchschnittlichen Bereich geht.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Vorerst sind die Zugbedingungen nach wie vor günstig, ebenso die Beobachtsmöglichkeiten, denn wegen des Gegenwinds suchen die Vögel Windschatten in Bodennähe. Ein Spitzenzugtag könnte der Samstag im Alpenraum werden, wenn der Föhn vorübergehend einschläft. Interessant wird es, das Verhalten der Vögel zu beobachten, sollte der Kälteeinbruch um die Wochenmitte tatsächlich eintreffen.
Ausgegeben am 10.10.2014 01:00 Uhr
Nächste Aktualisierung: Freitag, 17.10.2014; Wetterlagenkalender mindestens 3 Mal wöchentlich
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Die Windkarte zeigt die Windrichtung und die mittlere Windgeschwindigkeit in rund 1500 m Seehöhe. In den Alpen werden die Geschwindigkeiten allerdings in der Regel zu schwach dargestellt und die Windrichtung wird häufig durch regionale Berg-Talwind-Systeme bestimmt.
Eine ganze Fieder = 10 Knoten, halbe Fieder = 5 Knoten. Faustregel Umrechnung Knoten in km/h: Knoten mal 2 minus 10 %
Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de