Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Nachdem sich der April mit seinen langen milden und kurzen kühlen Phasen bestens an unsere Monatsprognose gehalten hat, macht er uns jetzt zum Schluss einen dicken Strich durch die Rechnung. Auf dem Nordatlantik baut sich ein kräftiges, meridional (Nord-Süd) ausgerichtetes Hochdruckgebiet auf und blockiert nachhaltig die Westwinddrift. An seiner Ostflanke wird der einzig verbliebene Rest arktischer Kaltluft östlich von Grönland angezapft und auf direktem Weg nach Süden bis in den Mittelmeerraum geführt (GWL Trog Mitteleuropa = TRM). Daraus entsteht eine Lage, die bezüglich Kälte und Länge zu solch einem späten Zeitpunkt Ende April seit 1991 nicht mehr vorgekommen ist. Dies ist nach dem sehr milden Winter und angesichts der sonst rekordwarmen Arktis umso bemerkenswerter. Ganz nach Murphy passen aber alle Details zufälligerweise genau so zusammen, dass die zu dieser Jahreszeit kältestmögliche Wetterlage auftreten kann.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das Wochenende vom 23. bis 24. April 2016:
Am Samstag kommt die am Morgen noch quer über der Mitte Deutschlands liegende Kaltfront im Tagesverlauf mit teils kräftigen Niederschlägen weiter nach Süden voran. Dabei sinkt die Schneefallgrenze rasch von anfänglich 2000 bis zum Abend auf etwa 600 m herab. Einzig im Südosten Österreichs findet man am Morgen noch trockene und für Vogelbeobachtungen günstige Bedingungen vor. Auf der Rückseite der Front stellt sich nach einer kurzen trockenen Phase im Tagesverlauf an der Nord- und Ostsee allmählich Schauerwetter ein. In der Norddeutschen Tiefebene bleibt es zwar weitgehend trocken, doch der böige Nordwestwind dämpft auch hier die Beobachtungsfreude. Die Tageshöchstwerte liegen nur noch in Süddeutschland und Österreich im zweistelligen Bereich.
Der Sonntag beginnt bereits in leicht erhöhten, in den Niederungen auch in windgeschützten Lagen frostig und die Tageshöchstwerte liegen meist um 8 Grad, in leicht erhöhten Lagen und im Nordstau der Gebirge um 5 Grad oder sogar darunter. Dazu gibt es Aprilwetter wie aus dem Lehrbuch: Nach kurzen sonnigen Phasen gehen immer wieder kräftige Schauer nieder, oft mit Schnee bis in tiefe Lagen. Im Norden sind auch Graupelgewitter mit dabei. Am Alpenrand kann sich eine Schneedecke oberhalb von 600 m, in den nördlichen Mittelgebirgen sogar ab 300 m bilden. Ganz unten bleibt allfällig gefallener Schnee dank dem hohen Sonnenstand, der damit verbundenen diffusen Strahlung und der Bodenwärme hingegen nie lange liegen. Zu erwähnen ist noch der kräftige Nordwestwind, der am Alpenostrand in Böen auch mal stürmisch auftritt.
Tendenz für die Woche vom 25. April bis 1. Mai: In der Nacht auf Montag klart es ausser direkt am Alpenrand verbreitet auf, sodass nicht nur mit verbreitetem Bodenfrost, sondern vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands mit teils mässigem Luftfrost bis -5 Grad gerechnet werden muss. An den Alpen bleibt es unter der dichten Wolkendecke aber mit teils leichtem Schneefall in den Niederungen knapp frostfrei. Bereits ab den Mittelgebirgslagen herrschen tief winterliche Verhältnisse! Tagsüber setzt sich das Schauerwetter vom Sonntag fort, im Nordwesten zieht am Abend eine neue Front mit Dauerregen und stark auffrischendem Westwind auf. Diese Front erreicht am Dienstag die Alpen, wobei hier die Schneefallgrenze (nur vorübergehend) gegen 1000 Meter ansteigt. Ansonsten wie gehabt Schauerwetter mit Schnee, Graupel, Blitz und Donner sowie teils stürmischen Westwindböen, das sich bis in den Mittwoch fortsetzt. Am Donnerstag legt sich der Wind etwas, das unbeständige und für die Jahreszeit deutlich zu kühle Wetter bleibt uns jedoch erhalten. Der Trend für das Wochenende ist noch nicht klar: Einige Wettermodelle zeigen eine Fortsetzung des unbeständigen Wetters, aber mit einer langsamen Erholung der Temperaturen auf knapp jahreszeit-übliches Niveau. Möglich ist aber auch zunehmender Hochdruckeinfluss mit klaren und daher frostigen Nächten, aber unter kräftiger Sonneneinstrahlung zunehmend milderen Tagen.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Nach den häufig südlichen Winden der letzten Wochen hat der Vogelzug kräftig aufgeholt, sodass viele, auch wärmeliebende Arten bereits eingetroffen und zur Brut geschritten sind. Gefährlich wird diese ungewöhnliche Wetterlage vor allem für früh geschlüpfte Jungvögel, die warm gehalten und gefüttert werden müssen. Manche bodenbrütende Arten wie etwa der Kiebitz können zwar ein paar Tage Kälte wegstecken, hier ist es aber wichtig dass die brütenden Vögel nicht gestört werden, um ein Erkalten der Eier zu vermeiden. Daher ergeht die dringende Bitte, Annäherungen an Nester unbedingt zu vermeiden und Hunde an der Leine zu halten! Spannend werden sicher Beobachtungen von an ungewöhnlichen Orten rastenden Zugvögeln, die auf bessere Witterung für den Weiterflug warten. Auch hier gilt es, allfällig geschwächte Vögel nicht zusätzlich zu stressen, auch wenn deren herabgesetztes Fluchtverhalten womöglich dazu verleitet, formatfüllende Portraits zu erstellen.
Ausgegeben am 22.04.2016 18:15 Uhr
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In dieser Karte ist die Abweichung zum langjährigen Mittel (Klimanorm 1981-2010) der Lufttemperatur in 2 Meter Höhe am Sonntagnachmittag dargestellt. Ebenfalls eingezeichnet sind die Windströmungen in durchschnittlich 1400 m Höhe. Je enger die Stromlinien, umso stärker der Wind. Bildquelle: karstenhaustein.com