Aktuelle Grosswetterlage in Europa:
Seit ungefähr einer Woche stellt sich die nordhemisphärische Zirkulation im Bereich Atlantik bis Europa allmählich auf sommerliche Bedingungen um. Die im Frühling noch extremen Kalt- und Warmluftausbrüche aus Nord und Süd glätten sich vermehrt, Westwind übernimmt immer häufiger die Regie. Dabei gerät der Alpenraum vermehrt in sommerliche Warmluft, während die nördlichen Regionen noch häufiger von kühler Polarluft besucht werden (GWL West, über Mitteleuropa überwiegend antizyklonal = WA). Die aus Westen zugeführte Polarluft erwärmt sich über dem Kontinent jeweils rasch, wobei dies im Süden aus naheliegenden Gründen rascher geschieht als im Norden. Bemerkenswert ist die mittlerweile mehr als einen Monat anhaltende Kälteanomalie über Westrussland, die nach wie vor Bestand hat – so wie wir dies bereits in unserer Monatsprognose erwartet hatten.
Prognose für den deutschsprachigen Raum für das verlängerte Wochenende vom 15. bis 18. Juni 2017:
An Fronleichnam, also am Donnerstag zieht eine Tiefdruckrinne mit eingelagerter Kaltfront von West nach Ost über Mitteleuropa hinweg. Der Tag beginnt noch meist sonnig oder – im Norden bei bewölktem Himmel – zumindest trocken, bereits um die Mittagszeit erreichen aber Schauer und Gewitter den äussersten Westen des Vorhersagegebietes. Diese greifen im Verlauf des Nachmittags und Abends immer mehr auf die östlichen Regionen über, dabei kommt es lokal zu heftigen Gewittern mit Sturmböen und Hagel und es kühlt markant ab. Zuvor erreichen die Temperaturen noch mal verbreitet 26 bis 32 Grad, einzig in der Nähe von Nord- und Ostsee werden 25 Grad nicht erreicht. Vor Erreichen der Front weht der Wind schwach bis mässig aus südlichen bis westlichen Richtungen.
Der Freitag beginnt entlang der Oder bis zum Osterzgebirge, im Osten Österreichs und am östlichen Alpennordrand mit vielen Wolken und Resten der nach Osten abziehenden nächtlichen Gewitter. Sonst zeigt sich der Tag von der freundlichen Seite mit einem Wechsel aus Sonne und Wolken, einzig von der Ostsee bis zur Niederlausitz muss noch mit vereinzelt gewittrigen Schauern gerechnet werden. Bei mässigem bis frischem, im Norden sowie in erhöhten Lagen auch starkem Westwind werden von Nord nach Süd Höchstwerte zwischen 18 und 26 Grad erreicht.
Am Samstag dreht der Wind vorübergehend auf Nordwest und bringt noch mal einen Schwall kühlerer Luft. Sonne und Wolken wechseln sich ab, zu kurzlebigen Schauern kommt es insbesondere an den Mittelgebirgen. In exponierten und erhöhten Lagen müssen Stative beschwert werden, denn in Böen erreicht der Nordwestwind bis zu 60 km/h, am Alpenostrand auch mehr. Die Temperaturen erreichen maximal 24 Grad am Oberrhein, meist sind es 16 bis 22 Grad, in den Nordföhntälern der Alpensüdseite hingegen bis knapp 30 Grad.
Am Sonntag setzt sich allmählich Hochdruckeinfluss durch, besonders in den westlichen Regionen überwiegt der Sonnenschein bei nur noch schwachem Wind aus nördlichen bis östlichen Richtungen. Im Osten hat es noch mehr Wolken und am Alpenostrand kann es noch mal zu kurzen, unergiebigen Schauern kommen. Hier ist auch der Nordwestwind noch mal unangenehm böig. Die Temperaturen erreichen an der See und am Alpenostrand 16 bis 22 Grad, ansonsten wird die Sommermarke von 25 Grad wieder vielerorts erreicht oder sogar leicht überschritten.
Tendenz für die Woche vom 19. bis 25. Juni: Am Montag wirkt der Hochdruckeinfluss im gesamten deutschsprachigen Raum mit viel Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen von 25 bis 30 Grad. Einzig an der See bleibt es mit auflandigem Wind deutlich kühler. Am Dienstag zieht die nächste Kaltfront von Nordwest nach Südost durch, wobei sie nach aktuellem Stand vor allem nach Süden hin nur wenig Wetteraktivität zeigt, sprich fast trocken durchgeht oder am Abend nur lokale Gewitter auslöst. In der Folge scheint sich eine markante Luftmassengrenze über Mitteleuropa zu installieren, wobei der Norden in kühler (14-23 °C) der Süden in sehr warmer (24-30 °C) Luft verbleibt. Die Grenze markiert erfahrungsgemäss oft die Mittelgebirgsschwelle, allerdings braucht es nur geringe Druckveränderungen, um die kühle Luft auch bis zu den Alpen vorstossen zu lassen. Etwas gesicherter ist, dass es weitgehend trocken bleibt.
Auswirkungen auf die Vogelwelt:
Vor dem Sommerloch bietet sich jetzt noch mal die Gelegenheit, frisch flügge Jungvögel zu beobachten, die noch von ihren Eltern gefüttert werden. Die weitgehend trockene und warme Witterung kommt dazu wie gerufen, das Nahrungsangebot ist vorhanden. Dringend notwendig wäre eine etwas nassere Witterungsphase, um die seichten Gewässer aufzufüllen, die inzwischen doch schon vielerorts trocken fallen – allerdings ist eine solche bis auf weiteres nicht in Sicht. In den Alpen setzt sich die Schneeschmelze ohne flächige Niederschläge fort, Hochwasser sind somit nur sehr lokal als Folge von Gewittern zu erwarten. Für die Hochgebirgsvögel zeichnet sich somit ebenfalls eine ruhige und erfolgreiche Brutsaison ab.
Ausgegeben am 14.06.2017 12:00 Uhr
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In dieser Karte ist die Abweichung zum langjährigen Mittel (Klimanorm 1981-2010) der Lufttemperatur in 2 Meter Höhe am Donnerstagnachmittag dargestellt. Ebenfalls eingezeichnet sind die Windströmungen in durchschnittlich 1500 m Höhe. Je enger die Stromlinien, umso stärker der Wind. Bildquelle: karstenhaustein.com

Legende der Wettersymbole in der Europakarte. Quelle und zusätzliche Wetterkarten: www.wetter3.de